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CTH 390

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 390 (TX 20.03.2017, TRde 20.03.2017)



§ 36
167 -- Der große Fluss band seine Flut38
168 -- (und) darin band er den Fisch, in dem ḫantiyara-39 Wasser;
169 -- er band die hohen Berge;
170 -- er band die tiefen Täler;
171 -- er band die Wie[se] des Wettergottes40
172 -- (und) darauf (wörtl.: „darin“) band er die Binsen;
173 -- er band die Schwingen des Adlers41;
174 -- er band die bärtigen Aale in Ringform42.
Für die Ergänzung vgl. Rs. III 24.
HW2 Ḫ, 697b emendiert šumanza<n>. Dasselbe gilt für partiyanza in dem folgenden kolon. Die Emendierung ist aber nicht nötig, weil šumanza (und auch partiyanza) als Koll. Nom.-Akk. Pl. (vgl. Oettinger 2003a, 132) zu interpretieren ist.
So nach Kronasser H. 1961a, 158 und Oettinger 2004a, 348. Haas V. 2003a, 537 Anm. 2 schreibt „inhaltlich jedoch liegt eine medio-passivische Diathese vor“ und schlägt eine abweichende Übersetzung vor (so auch HW2, 701a; vgl. aber HW2, 192a, 200a mit Verb in aktiver Diathese): „der große Fluss wurde in Bezug auf seine Wellen gebunden“. Vgl. auch HED 3, 427: „The great river restricted his flow“.
Das seltene Wort hantiyara- (mir sind nur drei Belege bekannt) bezeichnet nach Kronasser H. 1961a, 158 (so auch HW2, 192a-b und Kloekhorst A. 2008a, 1015) ein Attribut des Wassers. Haas 2002d, 505-506 (so auch Oettinger 2004a, 348 mit Anm. 3 und Rieken 2004a, 539-540) bezieht ḫantiyara auf KU6 statt auf witi. Seiner Meinung nach würde das Wort den Panzer einer (Wasser)schildkröte bezeichnen (er vermutet auch eine Ableitung aus ḫant- „Stirn„). Deshalb würde die Übersetzung dieses Satzes lauten (vgl. dazu Oettinger 2004a, 348 mit Anm. 3 und Rieken 2004a, 540): „Und darin band er (der große Fluss) den ‚Fisch im Schädelknochen’ (d.h. die Wasserschildkröte) im Wasser“. Später unterbreitet Oettinger N. 2007b, 543-545 nach einem mündlichen Vorschlag von Craig Melchert eine neue Interpretation von ḫantiyara- als „vorgelagert“ und übersetzt: „er band den Fisch im vorgelagerten Wasser“. Letzlich hat Hoffner H.A. 2015a, 66ff. eine weitere Interpretation gegeben. Zuerst lehnt er den Vorschlag von Haas ab und behauptet die Verbindung von ḫantiyara mit ḫant- „Stirn“. In der drei Passus des Rituals, in dem . erscheint, ist das Wort entweder mit dem Fish (KBo 3.8 Rs. III 19-20, 20-21) oder mit dem Wasser (KBo 3.8 Rs. III 1-3) verwandt. In dem ersten Fall „it could denote a variety of fish with a distinctive frontal (hant-) area, a feature that in fact often distinguishes types of fish“, in dem zweiten Fall „we may think of water in areas of seas or lakes that is 'frontal' in the sense of closest to the shore: shallow water, or the waters of a bay or inlet“.
⑄Vgl. auch Starke F. 1990a, 567-568, der witi als Adjektiv „nass“ deutet: „Er hat den Fisch drinnen im nassen ḫantiyara- gebunden“ sowie die leicht abweichende Übersetzung in Carruba O. 1964a, 431: „dadurch hat er drinnen den Fisch in . . . Wasser gebunden“.
Vgl. Oettinger N. 2004a, 349 mit Anm. 8: „die wilden Flussauen“.
Übersetzung nach Oettinger N. 2004a, 349. CHD P, 197a, HEG II/2, 1149 und HW2 Ḫ, 697 deuten partiyanza (sowie das folgende šumanza) als Beziehungsakkusativ („in Bezug auf“) im Plural nach luwischer Flexion. Ferner übersetzen sie das Wort „talons“ bzw. „Klauen“. Anders Haas V. 2002e, 28: „der dahinfliegende Adler wurde gebunden“.
Vgl. Oettinger N. 2004a, 349 mit Anm. 6-7 und Oettinger N. 2007b, 544 mit Anm. 5.

Editio ultima: Textus 20.03.2017; Traductionis 20.03.2017